14.02.2023
Stromnetz am Limit

Freiflächen-Photovoltaikanlagen überlasten das Stromnetz

Stromnetz am Limit – Solarstrom wird abgeschaltet aber dennoch bezahlt

Der Energie-Altas zeigt, dass die Aufnahmekapazität der Stromnetze an vielen Stellen in Bayern bereits überschritten ist. Dies ist auch bei der N-ERGIE, unserem regionalen Energieversorger, der Fall.

Rainer Kleedörfer (N-ERGIE) : „Die Kapazität im Stromnetz des Unternehmens ist bei viel Sonnenschein weitgehend ausgereizt. Werden weitere Freiflächen-Photovoltaikanlagen angeschlossen, dann müssen sie um die Mittagszeit abgeschaltet werden, der erzeugte Strom muss von den Stromkunden dennoch bezahlt werden.“

Problem 1:  Der Ausbau des Stromnetzes hinkt dem Zubau von PV-Anlagen hinterher.

Derzeit gibt es einen Antragsstau für den Anschluss neuer PV-Anlagen. Der Ausbau der Stromnetze erfolgt zu langsam, die Genehmigungsverfahren dauern bis zu 7 Jahren. Da macht es keinen Sinn, weitere Freiflächen-PV-Anlagen zu bauen.

Problem 2:  Neben dem Netzausbau mangelt es an Stromspeichern.

An sonnigen Tagen um die Mittagszeit haben wir heute bereits mehr Solarstrom im Netz als in ganz Bayern verbraucht wird. Deshalb benötigen wir viele tausend Batteriespeicher. Hiermit können wir Phasen, in denen keine Sonne scheint und kein Wind weht, über kurze Zeiträume von wenigen Stunden überbrücken. Wir bringen Sonnenstrom in die Nacht.

Problem 3:  Wie bringen wir den Solarstrom in den Winter?

Auch die Stromspeicher lösen das Hauptproblem nicht. Die Frage lautet: Wie bringen wir den PV-Strom, der uns im Sommer aus den „Ohren“ quillt, irgendwie in den Winter?  Dies gelingt nur, wenn wir den Strom in Wasserstoff umwandeln und im Gasnetz speichern. Derzeit fehlen noch die vielen Elektrolyseanlagen für die Wasserstofferzeugung.

Die Herausforderung:  Die Energiewende wirtschaftlich gestalten, blinden Aktionismus vermeiden!

Rainer Kleedörfer (N-ERGIE): „Derzeit bauen wir Freiflächen-PV-Anlagen breit verteilt über die Fläche Bayerns und versuchen, weit verzweigte Stromnetze aufzubauen, um den erzeugten Strom aufzunehmen. Dies ist zu teuer und volkswirtschaftlich nicht sinnvoll.“

Wir brauchen ein koordiniertes Vorgehen: Die regionalen Planungsverbände sollen zunächst Vorrangflächen für die Windkraft ausweisen, dann können die Energieversorger in Abstimmung mit den Kommunen den Netzausbau festlegen.

Die Einspeisepunkte ins Stromnetz richten sich nach den Windkraftstandorten, weil bei der Windkraft bei gleicher Leistung mehr Stromertrag als bei den PV-Anlagen erzeugt wird. Im Umfeld der Windstandorte sollten dann auch die Freiflächen-PV-Anlagen entstehen. Sie können problemlos am selben Einspeisepunkt ihren Strom ins Netz einspeisen, da Windstrom und PV-Strom in den meisten Fällen antizyklisch erzeugt werden. Dadurch begrenzen wir die Netzkosten.